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Der Rollende Tisch

Der „Rollende Tisch“ entwickelte sich aus einer Idee der Sozialraumkoordination in Mülheim-Nord/Keupstraße. Denn dort wurde im Laufe der Zeit allen Beteiligten klar, dass manche Bewohnerinnen und Bewohner sich leider zu wenig für ihr Umfeld engagieren und zudem schwer zu erreichen sind. Die Folgen waren und sind nachbarschaftliche Konflikte und Auseinandersetzungen im Stadtteil – und dies soll sich ändern. Der „Rollende Tisch“ ist Sinnbild für Bewegung, damit auch für das Leitbild „Wir gehen aufeinander zu“ – denn der Tisch ist mobil, macht sich zu den Bewohnerinnen und Bewohnern auf und sucht deren Kontakt.

 

Durch das Projekt erfuhren die Sozialraumkoordinatorinnen Wünsche und Meinungen und kamen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ins Gespräch. Die Nachbarschaftsbefragung mit dem umgebauten Lastenrad versteht sich auch als eine mobile Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger. Schon 2018 wurden an 19 verschiedene Stationen knapp 750 unterschiedliche Vorschläge und Ideen gesammelt und ausgewertet.

 

Die Auswertung der Befragungen zeigte deutlich, dass sich viele Bewohnerinnen und Bewohner Mülheims mehr Unterstützung hinsichtlich nachbarschaftlicher Themen wünschen. Viele Befragte gaben an, dass sie für eine Verschönerung Mülheims Hilfestellungen brauchen. Auch Ängste und Sorgen wurden thematisiert: „Ich habe Nachbarn aus anderen Ländern, wie kann ich Sie ansprechen?“ oder „Ich habe Angst, meine Nachbarn anzusprechen oder weiß nicht, wie ich es machen soll“. Wichtige Themen waren und sind Sauberkeit sowie Verkehr und Luftverschmutzung.

 

Mit dem „Rollenden Tisch“ möchte sich das Team aus dem Starke Veedel Büro nun weiter unter die Bewohnerinnen und Bewohner mischen und Diskussionen anregen. Quartiersmanagerin Tilly Wagner gibt einen ersten Eindruck aus einigen Vor-Ort-Terminen mit dem „Rollenden Tisch“: Zum Beispiel hatten wir den Treffpunkt „Buchforst Bike“, so Wagner. Dort sei die „Kopf runter Generation“ bemängelt worden. Es herrsche zu viel digitale Kommunikation und zu wenig reale Kommunikation zwischen den Nachbarn. Viele junge Familien zögen neu hinzu, aber die Menschen würden sich nicht mehr oder zu wenig kennen. Auch die Anonymität unter Nachbarn steige, gaben viele an – ein Austausch sei aber erwünscht.

 

In Buchheim gab es den Termin „Die Buchse der Buchheimer“, auch hier wurden Befragungen durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass viele ältere Menschen einsam zu Hause sind. Es gibt zu wenig Kita-Plätze, viele Familien haben Betreuungsbedarf. Viele Bewohnerinnen und Bewohner fürchten sich zudem vor Kriminalität und beklagen vermüllte Spielplätze.

 

Auch auf der Keupstraße war der „Rollende Tisch“ zu Gast: „Carl trifft Genoveva“ war das Motto der Aktion. Vor Ort größter Wunsch, wie sich bei den Interviews herausstellte, ist eine Verkehrsberuhigung. Eine autofreie Keupstraße, so die Idee vieler, wäre aus Sicht der Ansässigen ein hervorragendes Ziel. Die Straßen seien oft zugemüllt und es bestehe ein Problem mit Ratten – das stört viele dort. Dennoch, so der Wunsch, soll sich nicht zu viel verändern: „Es ist halt die Keupstraße und soll die Keupstraße bleiben“.

 

Der „Rollende Tisch“ parkt im Markgrafenhaus.
Der „Rollende Tisch“ parkt im Markgrafenhaus.
Interviews mit Anwohnern in der Keupstraße – viele wünschen sich mehr Sauberkeit.
Interviews mit Anwohnern in der Keupstraße – viele wünschen sich mehr Sauberkeit.
Der „Rollende Tisch“ in Buchforst.
Der „Rollende Tisch“ in Buchforst.
Der Rollende Tisch beim Nachbarschaftsfest Mülheim-Nord 2019.
Der Rollende Tisch beim Nachbarschaftsfest Mülheim-Nord 2019.